CDU Kreisverband Meppen

Was bleibt von Helmut Kohl?

Deutsche Einheit

Von news.de-Redakteur Björn Menzel
Der Ex-Kanzler wird 80 Jahre alt. Helmut Kohl sieht sich selbst in den Geschichtsbüchern der Zukunft. Doch was ist eigentlich vom saumagenliebenden Dicken in Erinnerung geblieben? Acht Ideen.
Zufall hin oder her. Helmut Kohl (CDU) ist und bleibt der Kanzler der Deutschen Einheit. Die Ereignisse 1989 kamen über ihn, wie die RAF und der Deutscher Herbst über Helmut Schmidt (SPD) und die Wirtschaftskrise über Angela Merkel (CDU). Die politischen Figuren hatten auf Entstehung und Ausgangslage keinen Einfluss. Sie mussten reagieren, anstatt agieren zu können. Kohl hat allein das Glück, dass die deutsche Wiedervereinigung historisch am wertvollsten ist. Der Fall der Mauer hatte Kohl politisch gerettet. Kurz zuvor war er selbst in den eigenen Reihen scharf kritisiert und beputscht worden. Nun packte er den Zehn-Punkte-Plan auf den Tisch und verhandelte mit den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges die Zustimmung zur Einheit.

Blühende Landschaften

Die blühenden Landschaften können als der größte Irrtum von Helmut Kohl gelten. Am 1. Juli 1990 sagte er anlässlich des Starts der deutschen Währungsunion wörtlich: «Durch eine gemeinsame Anstrengung wird es uns gelingen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Thüringen schon bald wieder in blühende Landschaften zu verwandeln, in denen es sich zu leben und zu arbeiten lohnt.» Im Jahr darauf wiederholte er seine Prophezeiung und gab ihr mit drei bis vier Jahren einen zeitlichen Horizont. Eine niveaugleiche soziale und wirtschaftliche Vereinigung Deutschlands ist allerdings auch 20 Jahre nach seinem Ausspruch nicht erreicht. Spötter bezeichnen stillgelegte Industriegebiete, leerstehende Gewerbeparks und verwaiste Wohngebiete im Osten als blühende Landschaften. Es wächst Unkraut, wo einst menschliches Leben war.

Kohls Mädchen
Praktisch aus dem Nichts tauchte Ende 1990 Angela Merkel in der Bundespolitik auf. Sie wurde Frauenministerin und Kohl ihr größter Förderer. Seitdem trägt Merkel den Spitznamen Kohls Mädchen. Sie wurde Umweltministerin, Generalsekretärin der CDU und im Jahr 2000 Parteichefin. Letzeres konnte nur gelingen, weil sich Merkel deutlich von Helmut Kohl distanzierte. Sie rechnete öffentlich mit ihrem einstigen Befürworter ab, forderte in der FAZ die CDU auf, sich von Kohl zu trennen. «Die Partei muss also laufen lernen, muss sich zutrauen, in Zukunft auch ohne ihr altes Schlachtross, wie Helmut Kohl sich oft selbst gerne genannt hat, den Kampf mit dem politischen Gegner aufzunehmen», hieß es. Das war der Grundstein für Merkels starke Stellung in der Partei.

Ewige Kanzlerschaft
Helmut Kohl versuchte es erstmals 1976, wurde aber nicht zum Kanzler gewählt. Er verlor knapp gegen Helmut Schmidt, den er sechs Jahre später dennoch beerben sollte. Kohl kam nicht durch die Wahl des Volkes an die Macht, sondern durch ein Misstrauensvotum gegen Schmidt im Bundestag. Zwischen 1976 und 1998 trat Kohl sechsmal bei einer Bundestagswahl als Kanzlerkandidat an und gewann viermal. Richtige Kontur als Kanzler erarbeitete er sich allerdings erst durch die Wiedervereinigung Deutschlands und seinen Kampf für ein geeintes Europa in den 1990er Jahren. Erst 1998, nach 16 Jahren Kanzlerschaft, löste ihn Gerhard Schröder (SPD) ab. Kohl ist damit vor Konrad Adenauer noch immer der Politiker, der sich im Nachkriegsdeutschland am längsten an der Macht halten konnte.