CDU Kreisverband Meppen

FRAUENQUOTE

Vom Herd an die Macht

Von news.de-Redakteur Björn Menzel, Berlin
Frauen gehören in Führungspositionen, vor allem in Unternehmen. Eine Quote würde dabei helfen, aus diesem Wunsch auch Realität zu machen, meinen manche in der Union. Doch viele große Firmen haben ihre eigene Philosophie - und der Vorschlag ist selbst in der CDU noch umstritten.
Die Frau von CDU-Spitzenpolitiker Volker Kauder ist Psychotherapeutin. Laut Aussagen ihres Mannes wollte sie nie über sich hören, dass sie aufgrund der Protektion eines Mannes in ihre Position gekommen ist. Muss sie auch gar nicht, wenn es nach ihrem Gatten geht. Der steht nun hinter Teilen der Unionsfraktion im Bundestag, die mit Hilfe einer Quote mehr Frauen in Führungspositionen bringen möchte. Eine gesetzliche Regelung schaffen statt Selbstverpflichtung, so wie es die Grünen bereits vor zwei Wochen gefordert haben: Diesen Weg wollen die Hardliner der Bewegung nun gehen.

Allen voran die Vorsitzende der Familienarbeitsgruppe der Fraktion, Dorothee Bär (CSU). «Die Quote kann ein Mittel sein, wenn es nicht anders funktioniert», sagt sie während einer Veranstaltung zu genau diesem Thema in Berlin. Bis 2018 möchte sie 30 Prozent der Führungspositionen in deutschen Unternehmen mit Frauen besetzt sehen. Ein entsprechendes Gesetz soll das regeln, bis hin zu Sanktionen bei Nichteinhaltung. Allerdings weiß Bär, worauf sie sich da eingelassen hat. «Die Nervosität beim Thema ist greifbar», sagt sie. Auf das Wort «Quote» würde sie aus psychologischen Gründen am liebsten ganz verzichten.

Zumindest Volker Kauder steht hinter dem Quoten-Vorschlag, auch wenn der Staat seiner Meinung nach das Frauenbild nicht definieren sollte. «Jeder darf wie er möchte», sagt er. Laut Kauder gehört zur eingeräumten Chance auf den Aufstieg jedoch auch der Wille der Frauen, den Weg gehen zu wollen. «Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die Voraussetzung», sagt der Fraktionschef. Daran wolle seine Partei in Zukunft arbeiten.

Die Schwesterpartei der Union ist allerdings über das Thema mehr als zerstritten. Wochenlang tobte in der CSU ein Konflikt, ob eine Frauenquote für die eigenen Gremien wichtig sei. Erst nach stundenlanger Debatte beschloss der CSU-Parteitag am vergangenen Freitagabend eine Frauenquote von 40 Prozent für die Posten im Parteivorstand und in den Bezirksvorständen. Die rund 800 Delegierten stimmten in geheimer Wahl mit 56 Prozent dafür. Vor allem jüngere Parteimitglieder hatten sich vehement gegen die Quote gewandt. Doch nicht nur von dort, auch aus den eigenen CDU-Reihen bekommt Frontmann Kauder trotz alledem weiter Gegenwind.

Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Wirtschaft, Joachim Pfeiffer (CDU), sieht zwar eine Notwendigkeit von mehr Frauen in Spitzenpositionen, stellt sich jedoch gegen ein gesetzliche Quote. «Natürlich ist es volks- und betriebswirtschaftlich ein Fehler, auf gut ausgebildete Frauen in hohen Positionen zu verzichten», sagt er. Jedoch sei eine Quote zwar hübsch, aber «wo fangen wir an und wo hören wir auf?» Außerdem habe sich auch ohne Quotenregelung der Anteil der Frauen in Spitzenpositionen von 1995 bis heute von 8 auf 20 Prozent mehr als verdoppelt.

Große Dax-Unternehmen haben eine ähnliche Position. Hier ein Überblick:

Daimler
Der Autobauer hat sich selbst dazu verpflichtet, den Anteil der Frauen in Führungspositionen bis 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen. Dazu hat der Konzern eine Reihe von Qualifizierungsmaßnahmen für Frauen aufgelegt. «Eine gesetzliche Quotenregelung können wir dagegen aus unternehmerischen Gründen nicht unterstützen», sagt Personalleiterin Angela Titzrath-Grimm.

Deutsche Lufthansa
Die Lufthansa hat das selbst gesetzte Ziel, mehr Frauen in die oberen Führungspositionen zu bringen. «Zur Debatte steht daher nur der Weg, nicht das Ziel», sagt der Leiter der Konzern-Personalpolitik, Martin Schmitt. Man verfolge das Ziel nicht über ein Quotensystem, sondern über Konsequenz im unternehmenseigenen Talentmanagement.

Deutsche Telekom
Der Telefondienstleister war der erste Dax-Konzern, der eine Quotenregelung für Frauen forderte. «Offensichtlich haben die moralischen Bekundungen und Absichtserklärungen der deutschen Wirtschaft nicht viel gebracht», sagt Personalvorstand Thomas Sattelberger. Er ist fest davon überzeugt, dass das Unternehmen mit mehr Frauen im Vorstand besser wird. Darum empfehle der Vorstand eine Quote von 30 Prozent. «Ich bin überzeugt, dass der Weg und der Erfolg uns Recht geben», sagt Sattelberger.

Deutsche Post
Auch die Post möchte den Frauenanteil in Führungspositionen erhöhen. «Die Einführung einer verbindlichen Frauenquote halten wir dabei nicht für das geeignete Instrument und ist derzeit nicht geplant», sagt Personalvorstand Walter Scheurle. Stattdessen setze man auf einen kulturellen Wandel. «Dabei begreifen wir Familienfreundlichkeit als zentralen Schlüssel zu mehr Frauen in Führungspositionen.»