CDU Kreisverband Meppen

In 15 Jahren fehlen 152 000 Pflegekräfte

Statistiker schlagen Alarm - Heute Spitzengespräch mit Rösler

dpa/ten Berlin. Deutschland droht ein immer größerer Pflegenotstand. In 15 Jahren fehlen voraussichtlich rund 152 000 ausgebildete und ungelernte Pfleger und Helfer.
Das entspricht 112 000 Vollzeitstellen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Das teilte das Statistische Bundesamt gestern in Wiesbaden mit. Heute treffen Spitzenvertreter der Branche, der Kassen, des Verbraucherschutzes und der Länder mit Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) zusammen, um die prekäre Lage zu beraten.
 
In einer anderen Rechnung der Statistiker ist die Kluft noch größer: Wenn nur ausgebildete Krankenschwestern und -pfleger, Hebammen, Altenpfleger und Helfer berücksichtigt werden, fehlen bis 2025 rund 260 000 Kräfte oder 193 000 Ganztagsstellen.

„Bislang konnte der Bedarf an Pflegepersonal noch über ungelernte und angelernte Pflegekräfte kompensiert werden“, teilte das Bundesamt mit. Nur gut jeder zweite Kranken- und Altenpfleger sei für seine Tätigkeit ausgebildet. Der Rest sei angelernt. Diese Hilfskräfte würden den Hochrechnungen zufolge aber ab 2018 nicht mehr ausreichen, um den steigenden Bedarf zu decken.
Beispielhaft hat der Chef der saarländischen Pflegegesellschaft, Harald Kilian, für sein Bundesland errechnen lassen, wie viel Zeit ein Heimpfleger im Schnitt für einen Bedürftigen hat: 55 Minuten am Tag. 28 Minuten kommen für Bürokratie und Übergabe dazu.
Allein für Hilfe beim Essen bräuchten Pfleger aber im Schnitt 60 Minuten. In der Praxis sieht dies nach den Ermittlungen dann so aus: „Es werden mehrere Heimbewohner parallel versorgt und Demenzkranke gleichzeitig angehalten, Nahrung selbst zu sich zu nehmen“, sagte Kilian. Nach seinen Worten müssten für eine halbe Stunde zusätzliche Zeit pro Kopf allein in dem kleinen Bundesland für 17 Millionen Euro 480 Vollzeitkräfte zusätzlich eingestellt werden. Hochgerechnet auf den Bund käme man auf Milliardenbeträge.
„Es führt kein Weg daran vorbei, mehr Geld in das System zu pumpen“, betonte der Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Eberhard Jüttner. In einem Zehn-Punkte-Plan fordert der Verband unter anderem bessere Personalschlüssel und eine ausreichende Refinanzierung der Pflegeentgelte durch die öffentlichen Kassen. Der Verband warf Rösler Scheinheiligkeit vor. Der Minister hatte die Arbeitgeber aufgefordert, mehr als den Mindestlohn von 7,50 Euro im Osten und 8,50 Euro im Westen zu zahlen. „Wer gute Mitarbeiter sucht, kommt nicht weit, wenn er nur den Mindestlohn zahlt“, sagte er.