CDU Kreisverband Meppen

Abstiegsängste: Die Oberliga-Reform und ihre Verlierer

 

Von Uli Mentrup, Mike Röser und Holger Szyska
Emsland.
Der Druck ist enorm: Durch die Zusammenführung der beiden Fußball-Oberligen stehen viele Vereine am Scheideweg. Für mindestens 36 Vereine in Niedersachsen heißt es am Saisonende: runter in die Bezirksoberliga oder in die Bezirksliga. Und vielleicht trifft es noch mehr. Nur die Bezirks- und Kreisligisten können gelassen zuschauen.

 

Klicken Sie auf das Bild uns sehen Sie den aktuellen Auf- und Abstiegsstand.
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Eine Abstiegsszenerie zugunsten einer Klasse, deren Sinn viele bezweifeln: die eingleisige Oberliga, die sich über das komplette Flächenland Niedersachsen ausbreitet. Nicht nur Vereine befürchten lange Fahrten, hohe Kosten und wenige Zuschauer aufgrund weniger Derbys: Schon jetzt gibt es Spieler, die ihren Wechsel in tiefere Klassen mit der neuen Oberliga begründen. So Marcus Antzcak, Torwart-Ikone des SV Meppen: Er wechselt in die Bezirksliga, weil er den Zeitaufwand durch die weiten Fahrten nicht mehr bewältigen kann – schließlich habe er noch einen Beruf.

Und so starten die ambitionierten Amateur-Fußballer, sobald das Wetter es will, in die Rückrunde. Mit dieser wird der bange Blick vieler Trainer, Funktionäre, Fans und Spieler immer öfter über die Tabellen wandern: Wer steigt aus der Regionalliga ab? Wen erwischt es aus den Oberligen? Wie viele Absteiger gibt es eigentlich in der Bezirksoberliga Weser-Ems?

Letztere Frage ist bedingt durch die „gleitende Abstiegsskala“. Ein Fachbegriff, dessen Wirkung befeuert wird dadurch, dass es eine komplette Liga in der kommenden Saison nicht mehr geben wird. Besonders die Bezirksoberliga Weser-Ems ist davon betroffen. Der aktuelle Stand: Drei Klubs steigen aus der Oberliga in die Landesliga (so der neue Name der Bezirksoberliga zur kommenden Saison) ab, hinzu kommen die Weser-Ems-Klubs, die sich in der Relegation zur eingleisigen Oberliga nicht durchsetzen können (siehe Grafik).

Mit dem SV Meppen in der Oberliga und dem SC Spelle-Venhaus eine Klasse tiefer stehen zwei emsländische Klubs direkt an den Schnittstellen zur tieferen Liga. Der SVM, der sich wie andere Klubs in der Winterpause verstärkt hat, kann im Zweifelsfall, den er gern umgehen würde, noch auf die Relegation hoffen. Ein Abstieg käme einer Katastrophe gleich. Trainer Hubert Hüring schätzt, dass sein Team nach der „Hypothek der Hinrunde“ in den letzten 15 Spielen etwa 28 Punkte holen muss.

Die Speller, vor zwei Jahren erst aus der Niedersachsenliga abgestiegen, stehen eine Klasse tiefer auf dem ersten Nichtabstiegsplatz, der am Saisonende längst nicht mehr sicher sein muss. Sie hoffen auf den Befreiungsschlag im breiten Tabellenmittelfeld. Noch schwerer hat es der TuS Lingen, der trotz aller spielerischen Fortschritte bereits sieben Punkte Rückstand auf das rettende Ufer hat. Und das im Jahr der 100-jährigen Vereinsbestehens.

BW Papenburg gibt sich als Vierter zurückhaltend, will auch auf den Abstand nach unten achten. Den Blick nach oben richtet dagegen der punktgleiche SV Holthausen/Biene. Die Relegation – womöglich gegen Meppen – wäre die Erfüllung eines Traums.

Aber es sind auch Albträume in der Liga möglich. Der schlimmste, der (äußerst) theoretisch möglich ist: Gesellen sich zu den fünf Vereinen aus dem Bezirk Weser-Ems (derzeit Rothenfelde, VfL Osnabrück II, VfL Oldenburg, Oythe, Meppen) auf einem Relegations- oder Abstiegsplatz noch Eintracht Nordhorn und Kickers Emden, blickt die Bezirksoberliga gebannt auf die Relegation. Denn setzt sich dann in dieser kein Weser-Ems-Klub (inklusive des Bezirksoberliga-Meisters) durch, steigen aus der Bezirksoberliga Weser-Ems zehn Klubs ab. Man stelle sich vor: Eine Mannschaft wird Neunte – und muss in die Bezirksliga.