CDU Kreisverband Meppen

Über den Wolken herrscht Frust

Von Stefan Prinz
Osnabrück.
Alle Schlichtungsversuche waren erfolglos: Der heute beginnende Streik von mehr als 4000 Lufthansa-Piloten sorgt nicht nur bei Hunderttausenden Passagieren für Ärger, sondern auch unter Piloten. „Ich bin aus der Gewerkschaft ausgetreten“, redet sich ein Pilot den Frust von der Seele, der nicht genannt werden möchte. 60 000 Euro brutto zahlt Lufthansa einem Co-Piloten als Einstiegsgehalt im Jahr. Ein langjähriger Flugkapitän bringt es auf bis zu 250 000 Euro. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) fordert unter anderem einen Aufschlag von 6,4 Prozent für diese Flugzeugführer.

 

Pilot ist nicht gleich Pilot: Die Gehaltsunterschiede im Lufthansa-Konzern sind schon jetzt enorm. Foto: dpa
Pilot ist nicht gleich Pilot: Die Gehaltsunterschiede im Lufthansa-Konzern sind schon jetzt enorm. Foto: dpa
Das gilt aber nicht für die Piloten der Lufthansa-Töchter wie German Wings oder CityLine. Die sind vom Streik ausgenommen und werden schon jetzt deutlich schlechter bezahlt – um bis zu 20 Prozent. Bereits seit fünf Jahren fahren die CityLine-Piloten Nullrunden. Zudem erhalten sie weniger Urlaub. Sie werfen VC vor, sich einseitig für die Lufthansa-Kollegen starkzumachen. Sollte sich VC mit ihren Forderungen durchsetzen, vergrößert sich die Einkommensschere weiter.

Den streikenden Piloten geht es aber vor allem um die Sicherung ihrer Arbeitsplätze im Lufthansa-Konzern. Nach Darstellung der Gewerkschaft werden die Jobs zunehmend in die billigeren Tochter-Gesellschaften verlagert. Weil die Lufthansa-Piloten teurer sind als ihre Kollegen bei den Tochter-Gesellschaften, verlagert der Konzern immer mehr größere Flugzeuge zu den Töchtern. Bei einem Stopp der Auslagerung sind die Piloten auch zu einer Nullrunde bereit.

Der zentrale Streitpunkt ist eine Vereinbarung aus dem Jahr 1992. Damals hatten die Gewerkschaft und Lufthansa verabredet, dass alle Flugzeuge im Konzern mit mehr als 70 Sitzen von den hoch bezahlten Lufthansa-Piloten geflogen werden müssen. Ende des Jahres zählt beispielsweise die Tochter CityLine 58 Flugzeuge. 28 davon haben mehr als 100 Sitzplätze, müssten also nach der VR-Forderung von Lufthansa-Piloten geflogen werden. Viele der 800 CityLinePiloten sorgen sich deshalb um ihren Arbeitsplatz. Rund 90 ihrer Kapitäne haben sich schon bei anderen Fluggesellschaften beworben.

„Wir sind hier in einer Zwei-Klassen-Gesellschaft“, sagt ein Pilot. Der voraussichtlich größte Streik der deutschen Luftfahrtgeschichte wird die Distanz der Lufthansa-Piloten zu den Kollegen der Konzern-Töchter vergrößern.