CDU Kreisverband Meppen

Griechenland

Das Geschäft mit der Pleite

Von news.de-Redakteur Christian Mathea
Der Kapitalismus ist grenzenlos und lässt der Kreativität viel Raum: Es ist egal, ob Staaten kurz vor der Pleite stehen und Währungen an Wert verlieren. Geld verdienen lässt sich damit trotzdem.

Wenn der Euro bald soviel wert ist wie der Dollar, der ja bekanntlich eigentlich gar nichts wert ist, dann....oh, Gott! Mir wird schlecht...


Ist Griechenland auf dem Weg in den Staatsbankrott? Die Anzeichen dafür jedenfalls häufen sich. Und es wäre auch nicht das erste Mal, dass ein europäischer Staat seine Pleite eingestehen muss: «Fast jedes Land war schon einmal pleite. Deutschland allein im vergangenen Jahrhundert schon zweimal», sagte Sandra Navidi von Roubini Global Economics dem Nachrichtensender NTV.

Überzeugt von einer griechischen Staatspleite sind momentan vor allem Investmentbanken und Hedgefonds – besser gesagt wollen sie, dass möglichst viele andere Banken und Unternehmen fest an einen Exitus des griechischen Staatshaushaltes glauben. Denn durch diese Angst steigt die Nachfrage nach Kreditausfallversicherungen, in der Fachsprache als Credit Default Swaps (CDS) genannt. Und eben diese CDS haben die Pleitegeier zu Hauf in ihren Depots.

Häufig besitzen die Investmentbanken und Hedgefonds aber nicht einmal die Staatsanleihen, die mit den CDS abgesichert sind, sondern nur die Versicherungen selber; eine Situation, die Philip Gisdakis von der Bank UniCredit mit den folgenden Worten erklärt: «Es ist so, als würde man eine Feuerschutzversicherung für das Haus des Nachbarn kaufen - du schaffst einen Anreiz, das Haus niederzubrennen.»

Für die Griechen wird es immer schwieriger

Und die Angst vor einem griechischen Staatsbankrotts steigt und steigt, genau wie die Preise für die CDS. So kostet es derzeit etwa 360.000 Euro, Staatsanleihen mit einem Volumen von zehn Millionen Euro für eine Laufzeit von fünf Jahren abzusichern. Vor der Finanzkrise war diese Versicherung etwa nur halb so teuer.

Das eigentliche Problem daran ist: Je höher der Preis für Ausfallversicherung, desto größer schätzt der Markt auch das Ausfallrisiko der entsprechenden Anlage ein. Und darunter leiden dann vor allem Staat wie Griechenland, wenn sie eine entsprechenden Anlagen herausgeben - die Papiere sind nur schwer verkäuflich.

Deshalb müssen Pleitekandidaten potenzielle Käufer mit immer höheren Zinsen locken. So zahlen die Griechen für zehnjährige Staatsanleihen bereits 6,65 Prozent Zinsen. Das sind 3,5 Prozent mehr als für deutsche Staatsanleihen. Ein hochverschuldeter Staat verschuldet sich immer weiter...

Sebastian Hahn, Finanzexperte von boersennews.de, einem Schwesterportal von news.de, sieht deshalb in den Versicherungen auch wenig Nutzen für das Gemeinwohl – obwohl das früher anders gewesen sei. Die Anlageform habe die Investmentbank J.P. Morgan in den 1990er-Jahren auf den Markt gebracht. Damals noch in der wohlwollenden Absicht, den Banken Kreditausfälle gegen riskanten Unternehmen abzusichern und das Eigenkapital der Banken zu entlasten. Doch mittlerweile seien die CDS zu einem gefährlichen Spekulationsobjekt geworden.

Die amerikanische Investorenlegende Warren Buffet nannte solche Derivate einst «finanzielle Massenvernichtungswaffen»