CDU Kreisverband Meppen

Geradegerückt: Fakten zum Altbau am KGH

CDU-Fraktion Haselünne positioniert sich zum Abriss

Erinnerungen sind im Privaten eine schöne Sache und für die Gesellschaft identitätsstiftend. Ein altes Schulgebäude kann für beiderlei herhalten, und viele Haselünner werden gerne und mit ein bisschen Nostalgie an ihre Schulzeit am KGH zurückdenken. Nie aber darf die private Liebhaberei einiger Weniger aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden.
Die Betrachtung zum Abriss des Gebäudes im Kreisbesitz kann aus zweierlei Perspektive erfolgen. Die erste nimmt den politischen Prozess in den Blick: Letztlich wurde schon in den 1970er Jahren im Rahmen der damaligen Neubauplanungen ein Konzept erstellt, das den Abriss des Altbaus vorsah. Nur Aufgrund der großen Schülerzahlen der 1980er Jahre wurde der Abriss nicht realisiert. Seit 2012 befasst sich der Landkreis wieder mit dem Thema. All dies war über die Jahre und Jahrzehnte ein öffentlicher Prozess – die Frage muss gestellt werden, warum sich die 2017 gegründete Bürgerinitiative erst dann zu Wort meldet, wenn die Meinungsbildung im Kreis entschieden ist. Mitglieder der Initiative sind bekanntermaßen in den Gremien des Landkreises und der Stadt aktiv, waren also sowohl hinreichend über die Sache informiert und sollten ebenso die Wege kennen, wie auf politische Entscheidungen eingewirkt werden kann. Für die städtische Ebene ist festzuhalten, dass seitens des Bürgermeisters in den zurückliegenden Jahren über die jeweiligen Sanierungsmaßnahmen informiert wurde und es war klar, dass am Ende eine Entscheidung zum Altbau zunächst vom Landkreis – dem Schulträger - erfolgen muss. Es sind aber aus dem Kreistag keine entsprechenden Anträge bekannt, die frühzeitig den Erhalt des Altbaus zum Ziel hatten. Zur Vollständigkeit gehört festzustellen, dass auch im Stadtrat Haselünne – wenngleich dieser nicht zuständig ist für das Kreisgebäude – von keiner Fraktion politische Initiativen zum Erhalt ergriffen wurden. Dass der Heimatvereins Haselünne erst in den letzten Tagen sein Interesse am Altbau bekundet hat und das Thema alle Jahre vorher ohne erkennbares Interesse blieb, kann durchaus verwundern.

Wichtiger als die des politischen Prozesses wäre aber wohl die zweite Perspektive: Ist es sinnvoll, den Altbau zu erhalten? Dabei geht es wohl um vier Überlegungen: den historischen Wert des Gebäudes, die sinnvolle Verwendung von Steuergeld, Schülerinteressen – und Nostalgie.

Historische Bedeutung
Ein historischer oder architektonischer Wert des Gebäudes wird von Fachleuten verneint, es besteht auch kein Denkmalschutz. Die seinerzeit herrliche Klosteranlage der Ursulinen bestand aus zahlreichen Gebäuden und Gartenanlagen und ist seit Jahrzehnten verschwunden, neben dem umstrittenen Altbau ist nur die sanierte Klosterkirche (auf einem anderen Grundstücksteil und ohne Sichtverbindung) erhalten worden; sie unterliegt dem Denkmalschutz. Die gesamte Anlage wurde ab 1941 als Nationalpolitische Erziehungsanstalt (Napola) genutzt. Sie hatte dabei zwar keine herausragende Bedeutung, aber ist zweifellos interessanter Teil der Haselünner Geschichte. Da jedoch der Altbau offensichtlich keine baulichen Napola-Merkmale aufweist, scheint eine Erinnerung zum Beispiel in der Klosterkirche ein sinnvollerer Ort, denn dieser wird gegenwärtig kaum genutzt. Wenn das neue Interesse von Bürgerinitiative und Heimatverein an diesem wichtigen Thema anhält, würde die CDU-Fraktion Haselünne den Prozess gerne politisch unterstützen.

Kosten und Nutzen
Was tun mit dem großen Gebäude, platziert inmitten einer aktiven Schule? Bislang ist von niemandem, auch nicht der Bürgerinitiative, eine geeignete Nutzungsmöglichkeit genannt worden. Es ist nicht überzeugend, wenn von Einigen noch immer vage behauptet wird, eine Nachnutzung würde sich schon finden - denn die Bedingungen sind schwierig: Da ein Erhalt ursprünglich nicht vorgesehen war, ist der Altbau eng umgeben von den neuen Schulgebäuden. Eine nichtschulische Nutzung scheidet aus, denn im laufenden Ganztagsschulbetrieb haben fremde Menschen auf dem Schulgelände nichts verloren. Die Schule selbst hat keinen Raumbedarf – und wird ihn angesichts der demographischen Entwicklungen auch in den nächsten Jahrzehnten nicht haben. Sollen auf Verdacht mehrere Millionen Euro – von Kreis oder Stadt – in die grundlegende Sanierung eines Gebäudes gesteckt werden, für das es kein Nutzungskonzept gibt? Da könnte es bessere Verwendungen von Steuergeldern geben. Hinzu kommt: Deckenhöhen von vier Metern und zumeist mannshohe Fensterbänke mögen für ein Kloster oder eine andere Form von Anstalt geeignet gewesen sein –für eine moderne Nutzung, gleich welcher Art, sind sie es nicht. Ein entsprechender Umbau aber würde die ursprüngliche Fassade grundlegend verändern. In diesem Zusammenhang möchten wir auch das vielfach zitierte 1-Euro Kaufangebot für das Altgebäude des Landkreises an den Bürgermeister und damit der Stadt einbeziehen. Seitens des Bürgermeisters sind die Gremien der Stadt stets über die Angebote zeitnah informiert worden und kein Ratsmitglied oder eine Ratsfraktion hat dieses Angebot zum Anlass genommen hierzu eine Beratung einzufordern, da die Übernahme des Altgebäudes für die Stadt erhebliche finanzielle Risiken aufgeworfen hätte.

Ein letzter Gedanke zum Baulichen: Das Gebäude ist teilweise so baufällig, dass z.B. 2020 schon Bereiche des Schulhofes gesperrt werden mussten, um vor herunterfallenden Dachteilen zu schützen. Jetzt ein Moratorium zu fordern, wo vorher in vielen Jahren keine Vorschläge kamen, verschärft solche Risiken und erhöht die Kosten letztlich.

Eine lebenswerte Schule
Rund 800 Menschen – Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und weiteres Personal – verbringen einen Großteil eines jeden Tages auf diesem Schulgelände. Haselünne kann stolz sein auf seine Schultradition und sein heutiges Gymnasium, das in den vergangenen Jahren eine gute Entwicklung durchlaufen hat und sich im Wettbewerb mit anderen Schulen sehen lassen kann. Eine zeitgemäße Schule muss einladend, hell und freundlich sein, sie muss Bewegungsraum bieten für die Kinder und Jugendlichen. Ein angemessenes Freigelände jedoch fehlt der Schule – zur Erinnerung: Schon in den 1970er sollte dieses ja durch den Abriss des Altbaus entstehen. Konzepte für ein solches Freigelände liegen vor.

Um wessen Interessen geht es?

Die Schulgemeinschaft des Gymnasiums, vertreten durch den Schulvorstand, hat sich wohlweislich für den Abriss des Altbaus ausgesprochen. Und damit läuft es auf die entscheidende Frage hinaus: Brauchen wir ein attraktives Gymnasium für die Stadt Haselünne und besonders für die, die dort täglich bis in den Nachmittag einen Großteil des Tages verbringen, die dort arbeiten, Pausen und Freistunden verbringen? Oder gibt es tatsächlich ein so großes historisches Interesse, das Woche für Woche Scharen von Interessierten zum Schulgelände zieht, um sich am Altbau zu erfreuen?

Für die CDU-Fraktion mündet all dies letztlich in zwei Fragen: Will man gegen die klar artikulierten Interessen der Schulgemeinschaft eine Nutzung auf dem Gelände etablieren, die nicht dem Schulinteresse dient? Und will man unkalkulierbare Beträge in ein Sanierungsprojekt ohne erkennbares Nutzungskonzept investieren mit der Folge, dass viele andere Maßnahmen in Haselünne nicht mehr realisiert werden können? Wir meinen: Nein